Das Banat
von Dr. Wenzel Schmidt
Der Friede von Karlowitz, 26. Jänner 1699
Jenes Gebiet, welches im Süden von der majestätischen Donau, im Norden von der stürmischen Marosch, im Westen von der blonden Theiß und endlich im Osten von den Siebenbürger Grenzbergen eingeschlossen wird, wo sich im Inneren des Landes eine unübersehbare fruchtbare Ebene mit wogenden Ährenfeldern und blühender Weinbau ausdehnt, wo in den Bergen reiche Kohlenfelder und verschiedene Erze lagern , wo aus den Bergen heiße Quellen entspringen, wo die Bäche goldhältigen Sand mit sich führen, dieser Landstrich, dessen Boden reichlich mit Menschenblut getränkt wurde, welcher viele Völkerkämpfe sah, bis endlich das Christentum Ruhe, Ordnung und Wohlstand schuf, dieses Land, wo Milch und Honig fließt, ist unser liebes Heimatland, das von Gott so reich gesegnete „ BANAT“, auch Heide genannt.
Diese Hymne auf unser geliebtes Banat, entnehme ich einer Festschrift des „Vereines der Banater Schwaben in Wien“, aus Anlass der „Zweihundertjahrfeier“ der deutschen Ansiedler im Banat, aus dem Jahr 1923, verfasst von Karl Kraushaar, Hinterbrühl.
Dieses Gebiet trägt erst seit der Rückeroberung desselben von den Türken den Namen „ Banat“; in früheren Zeiten, d.h. noch vor dem Jahre 1552, kommt dieser Landstrich nie unter der Benennung „ Banat“ vor. Der Name war zwar bekannt, hatte aber eine ganz andere Bedeutung. Der ungarische König Andreas II. errichtete nämlich im Jahre 12o9 an der unteren Donau, zwischen den Flüssen Cserna und Aluta, einen Grenzdistrikt unter dem Namen „ Severiner Banat“, als Bollwerk gegen die Balkanslawen. Unter dem König Matthias CORVINUS wird dieser Distrikt von den Türken erobert und die Grenzen des Reiches waren somit entblößt, so dass der König, 1478 die südlichen Reichsteile (darunter die Komitate Torontal, Temes, Krasso) vereinigt und einem Kommandanten unterstellt: Oberkapitän und Graf von Temesvar Paul KINISI; seine Aufgabe bestand darin, die Grenze gegen die Türken zu verteidigen. Er war in unzählige Schlachten mit den Türken verwickelt, war aber wie viele nach ihm letzten Endes erfolglos.
Mit Eintreffen der Türken erscheint kurz der Name „ BANAT BAN“ uzw. im Zusammenhang mit der Belehnung des Fürsten von Siebenbürgen mit den Städten Karansebesch und Lugosch samt ihren Gebieten, durch Sultan SULEIMAN. Als Befehlshaber dieses Gebietes setzte er den früheren Grafen von Temesvar Peter Petrovich ein. Dieser Landesteil nannte sich BANAT und an seiner Spitze stand der BAN. ( Übertragen auf die deutschen Fürstentümer, handelte es sich um Grenzmarken mit ihrem Markgrafen.)
Aus dem Gesagten folgt also, dass zwar einzelne Teile des unter dem Namen Banat bekannten Gebiete schon früher diese Benennung trugen, dass aber die Bezeichnung dieser ganzen Gegend mit dem Namen Banat erst aus den Zeiten der Rückeroberung datiert. Ob sie von Prinz Eugen oder Mercy eingeführt wurde, weiß man nicht.
Der Titel BAN ist in den ungarischen Reichswürden uralt. Seit jeher gab es einen Ban von Kroatien, Slawonien und Dalmatien. Nach Schaffarik ist der Titel Ban (Bajan) avarischen Ursprungs und bedeutet soviel wie Herr.
Banat in der Urzeit
Streng historisch gesehen, gibt es kein klares Bild, was die Vergangenheit des Banats betrifft, zumal es stets am Rande mit den großen geschichtlichen und machtpolitischen Geschehnissen in Zusammenhang gebracht werden kann. Der erste uns bekannte Volksstamm, der sich am linken Donauufer niederließ, waren die Dacier oder Daker. Ihr Machtbereich erstreckte sich unter ihrem Fürsten Börebister(45 v.Chr.) vom Schwarzen Meer bis Gran. Sie nannten ihren Staat Dacien, wenngleich sich entlang der Südgrenze eine große Anzahl römischer Siedlungen befand. Die Römer litten unter der Fremdherrschaft und es dauerte über ein Jahrhundert bis der römische Kaiser TRAJAN, 1O1 n. Chr. es wagte von Mösien bei Sisak (wo sich ein röm. Waffenlager befand) die Save zu übersetzen und die Dacier vernichtend zu schlagen. Fürst DECEBALUS wurde gefangen und in der Gefangenschaft nahm er den Giftbecher. Dacien wurde dem Röm. Reich einverleibt, Trajan wurde mit dem Titel DACICIUS geschmückt, die röm. Neusiedler leisteten ersprießliche Aufbauarbeit und zum ersten Mal konnte man von Kultur und Zivilisation im Banat sprechen auch wenn es damals noch nicht so hieß. In einem auf den 11.August 1O6 datierten Militärdiplom wird Dacia als römische Provinz genannt. Die von Trajan nach Rom geschleppte Kriegsbeute soll 331 Tonnen Silber und 165 Tonnen Gold betragen haben, eine höchst willkommene Finanzspritze, die unter anderem für den Bau des Trajan-Forums benutzt wurde. Während seiner Besatzung war Dacien für die Römer stets ein wichtiger wirtschaftlicher Standort. Dies begründete sich vor allem auf zahlreiche Bodenschätze sowie eine florierende Landwirtschaft. Aus unzähligen Bergwerken bezogen die Römer neben großen Mengen an Gold und Silber – die später äußerst wichtig für die römische Münzprägung wurden - Blei, Kupfer, Eisen, Marmor und Salz. Exportartikel waren: Holz, Wolle, Vieh und Häute. Importiert wurde Olivenöl, Wein und Luxuswaren. Der florierende Handel, der meist über die Donau abgewickelt wurde, lag größtenteils in der Hand von Kaufläuten aus dem Orient. Doch vor allem die Produktion von Edelmetallen machte die Provinz so wichtig auch für die Politik. So ist zu vermuten, dass beim römischen Rückzug 271 der Großteil der Ressourcen bereits erschöpft war, da anderenfalls Kaiser AURELIAN diese niemals aufgegeben hätte.
In der nun folgenden Zeit dringen nacheinander Vandalen, Goten, Gepiden und Sarmaten (Jazygen) in das nun entstandene Vakuum ein. Der Versuch einer Rückeroberung durch Constantin den Großen im 4.Jahrhundert n.Ch. scheiterte an den nun einfallenden Hunnen, den nachfolgenden Gepiden und schließlich 553 an den Avaren( eine Niederlassung aus dieser Zeit – Bequay – soll der Ursprung Temesvars sein ), die zwei Jahrhunderte Herren des Landes blieben. KARL der GROSSE besiegte diese 79O, zog sich daraufhin in das Frankengebirge ( Fruska Gora) zurück, wo heute noch Reste seiner Befestigungsanlagen auf dem Titeler Berg, in Slankamen und entlang der Theiß bei Becej vorzufinden sind. Die Ausdehnung seines Reiches, was zur Folge hatte, dass die Nachschubwege immer länger und beschwerlicher wurden, war wohl der Grund für seinen Rückzug nach nicht einmal zehn Jahren.
An ihre Stelle traten die Petschenegen, bis Ende des neunten Jahrhunderts die UNGAREN eindrangen, die ihre Urheimat zwischen der Wolga und dem Uralgebirge hatten. Bis zum 9. Jh. gehörten sie verschiedenen türkischen Verbänden an, so den ONOGUREN, deren Namen die Russen auf sie übertrugen ( Onogur = Ungar). Vor ihrem Aufbruch nach Westen lebten sie zwischen Wolga und Don , wurden von hier von den oben genannten Petschenegen verdrängt, machten sich unter ihrem Fürsten ARPAD selbständig und eroberten 896 ihre jetzige Heimat.
Die landnehmenden Ungarn sicherten ihren neuen Besitz durch abschreckende Beutezüge gegen Byzanz und das fränkische Reich.
Der Sachsenkönig HEINRICH I. „am Vogelherd“ (911-936), dem eigentlichen Begründer des ersten deutschen Reiches, wenngleich das Wort DEUTSCH noch unbekannt war, Man sprach von DIUTISK = volkstümlich. Die Mönche schrieben weiterhin Regnum Francorum, sowohl im westfränkischen wie ostfränkischen Reich. In seiner Herrschaftszeit fielen die Ungarn über Böhmen, Thüringen wie ein Sturm über die germanischen Siedlungen. Bei so einer Gelegenheit stieß er auf eine Nachhut der Ungarn und fing einen ihrer angesehenen Führer. Die Ungarn boten Lösegeld, Heinrich machte den Gegenvorschlag, den Gefangenen gegen eine neunjährige Waffenruhe einzutauschen. Man kann dies als Geburtsstunde der hohen Diplomatie bezeichnen, denn er nützte diese Zeit zur Aufrüstung, erfand die Burgen, Königspfalzen, Berghöfe von Adligen, um Bistümer, zunächst nur im Osten und später auch im Westen: Erfurt, Meißen, Merseburg, Frankfurt, Ulm, Goslar, Aachen, Abteien wie Augsburg, Passau, Straßburg, Trier, Worms, Köln, Mainz und Speyer. Auch verfügte er, dass jeder neunte Mann in die Mauern ziehen musste, Bauern ein Drittel ihrer Ernte an die „ Bürger“ der Burgen abzuliefern hatte. Nach seinem Tod folgte ihm sein Sohn OTTO der Große nach.
Unter ihm kam es 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg zu der entscheidenden Schlacht gegen die Ungarn, diese wurden vernichtend geschlagen, zogen sich nach Südosten in ihre Heimat zurück, gaben ihr stürmisches Nomadenleben auf, widmeten sich überraschenderweise in Hinkunft dem Ackerbau, der Viehzucht und die ihnen nachströmenden bayrischen Siedler werden die nachmaligen OSTMÄRKER.
GEZA (972-97) schloss sich der christlich-germanischen Lebensweise an, welche dann unter STEPHAN dem HL.( 997-1O38) ihren krönenden Höhenpunkt erreichte. Im Jahre 1OOO wird er vom Papst zum König gekrönt. In seiner Zeit gründet er das Bistum TSCHANAD (es reichte von Theiß, Donau, Körösch bis Siebenbürgen), er beruft den Benediktiner Mönch GERHARD von SAGREDA zum Bischof. In dieser Zeit kommt es zur Gründung von Schulen und Pfarreien.
1O38 Tod Stephans, es folgen Thronstreitigkeiten, Aufstände, Bischof Gerhard flüchtet, wird in OFEN ergriffen und von den Aufständischen ermordet und vom Ofener Berg in die Donau gestürzt (ung. Gerhard= Gellert= Gellertberg). Die Leiche wird später nach Tschanad gebracht, Gerhard wird heiliggesprochen, eine Reliquie kommt 14OO nach Venedig und in der Hl. Donatkirche aufbewahrt.
1O89 Eroberung Kroatiens durch Ladislaus den HL. Unter AndreasII. (12O5-35) Graf von Temes wird dem Siebenbürger Wojwoden gleichgestellt, Errichtung des SEVERINER BANATS. Mit Andreas III. (gest. 13O1) stirbt die ARPADLINIE aus.
KARL I. ROBERT von ANJOU von Neapel (13O8-42) (Luxemburger Linie), in seine Zeit fällt die Annektierung der Walachei und Moldau. Viele repräsentative Bauten in Ungarn reichen in seine Zeit zurück. Ungarn fand mit ihm Anschluss an die Baukunst Italiens und Westeuropas. Auch befestigte er im Jahre 1316 die Stadt TEMESVAR und machte diese für zehn Jahre zu seiner RESIDENZ, um danach nach VISEGRAD zu wechseln. Er berief schon damals deutsche Siedler in das Banat zur Begründung der Städte und stiftete ein Minoritenkloster mit einer Kirche und befestigte das Schloss LIPPA. Mehr als dreihundert blühende Orte mit katholischen Pfarreien entstehen im Banat.
Sein Sohn LUDWIG der GROSSE (1342-82) erwarb die polnische Krone und Ungarn entwickelt sich zur Grossmacht. Er eroberte mit einem starken Heer Bulgarien und setzte den Siebenbürger Woiwoden Dionysios von Apor als Verwalter ein. Einer Urkunde aus dem Jahr 1368 zufolge, ernannte er den Temeser Grafen Benedikt HEEM zum Befehlshaber über die Schlösser ZSIDOVAR, MEHADIA, KARANSEBES und ORSOVA. Zsidovar ist nachweislich eines der ältesten Orte des Banats. Die Ruinen der einstigen Burg sind noch heute sichtbar; sie soll von der Familie CSAKY erbaut worden sein. Auch zeugen Funde aus der Römerzeit, im Volk noch immer „Römerschanze“ genannt, von einer einstigen Römersiedlung aus der Zeit Trajans.1371 taucht auch die erste TEMESER KOMITATSVERFASSUNG auf.
Nach Ludwigs Tod, 1382, hielt sich seine Witwe in Temesvar auf und erlebte hier die Wahl des neuen Königs.
SIGMUND (1387-1437) ung.-poln.König , von 141O-37 auch deutscher König. In seine Zeit fällt das Vordringen der Türken: er verliert die Schlacht bei NIKOPOLIS ( 1396), schließt 1419 einen Vertrag mit dem Fürsten LAZAREVIC und Georg BRANKOVIC, gegen die Türken, erlässt 1432 eine neue Kriegsverfassung, wonach die Komitate Tschanad 2oo, Temes 2oo, Keve 1oo, Torontal und Krasso je 1oo Reiter zur Verfügung stellen mussten.
Er bekämpft den Rebellen Johann HORVATH, vertreibt ihn aus Syrmien, erstürmt die Burg ILLOK und rückt bis POZEGA vor, wo sich der Aufständische aufhält. Gefangengenommen, wird er in Fünfkirchen hingerichtet. 1392 erster türkischer Einfall in SYRMIEN, 1396 auch ins Banat. Temesvar kann sich verteidigen. 1397 REICHSTAG in TEMESVAR. 1419 Feldzug gegen die Türken in Serbien und Bulgarien, wegen der HUSSITENAUFSTANDES in Böhmen, fünfjähriger Waffenstillstand, nach dessen Ablauf neuerliche türkische Einfälle, Verbündung mit den bereits genannten serbischen Fürsten.
Sigmunds Nachfolger war der röm.-deutsche Kaiser ALBRECHT, aus dem Hause Habsburg.
Albrecht regierte nur zwei Jahre, von 1437-1439, in dieser Zeit eroberten die Türken die Festung SEMENDRIA (Smederevo) am rechtsseitigen Donauufer. Der Versuch Albrechts die Festung wiederzugewinnen scheitert an der ausbrechenden Ruhr im Lager des Kaisers.
Sein Nachfolger König Wladislaw I. ernannte den berühmten Feldherr seiner Zeit JOHANN HUNYADI 1441 zum Temeser Grafen und Kapitän von Belgrad. Dieser entstammt einer kleinadeligen walachischen Familie und hat sich an der Seite König Sigmunds des öfteren im Kampfe ausgezeichnet und avancierte zu dessen Lieblingsgeneral.
Am 13.Juni 1456 erschien Mohammed vor Belgrad mit 15o.ooo Mann und 3OO Kanonen. HUNYADY sammelte den Adel mit dem Heere und JOHANNES CAPISTRANUS, ein Buß-und Kreuzzugsprediger (geb. in Capistrano, Italien), deutscher Herkunft 1386 und gestorben 1456 in Ilok, (Syrmien) die Kreuzfahrer. Es kam zu der legendären Schlacht, die durch das Schwert und das Kreuz zugunsten des christlichen Abendlandes entschieden wurde. Der Papst verfügte von diesem Tag an das tägliche Mittagsläuten der Glocken im christlichen Abendland. Leider starb Hunyadi unmittelbar nach der gewonnenen Schlacht in Semlin an der Lagerseuche. Papst Kalixtus feierte in der Peterskirche ein hohes Totenamt für den „ Verteidiger des Glaubens. Schon zwei Monate später am 23.Oktober 1456 stirbt Capistranus in Ilok. 166 Jahre später wird er heiliggesprochen.
LADISLAUS , der älteste Sohn folgt seinem Vater als Graf von Temesvar nach. Streit um die Krone mit König LADISLAUS V. ( Posthumus), Intrigen , Machtkämpfe und schließlich die Enthauptung Ladislaus Hunyadys in Ofen auf dem Georgsplatz. Bürgerkriegsähnliche Zustände, der König verlässt OFEN und begibt sich nach Wien. Der Zweitgeborene MATTHIAS HUNYADY wird zur Sicherheit unter die Obhut Podiebrads in Prag gestellt. 1457 stirbt König Ladislaus V. und am 24. Jänner 1458 wird MATTHIAS HUNYADY zum ungarischen König ausgerufen.
In Wien residierte zu dieser Zeit Kaiser FRIEDRICH III. aus dem Hause Habsburg. Geboren in Innsbruck am 21.Sept. 1415 und gestorben am 19. August 1493 in Linz. Krönung in Frankfurt zum deutschen König am 2.2.144O und 1452 vom Papst zum KAISER des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.
Er behielt den 144O geborenen, schon oben genannten Ladislaus Posthumus in seiner Obhut, um ihn dem Einfluss seiner Gegner zu entziehen, konnte aber nicht verhindern, dass dieser 1452 von den n.ö. Ständen befreit wird, aber schon 1457 stirbt; das Erbe Niederösterreich geht an Friedrich. Letzterem gelingt es nicht Böhmen und Ungarn zu halten, wird von MATTHIAS CORVINUS 1485 besiegt, der fünf Jahre bis zu seinem Tod in Wien residierte, derweil sich Friedrich nach WIENER NEUSTADT, seiner Lieblingsresidenz, zurückzog. Friedrichs Regierungszeit gilt als glanzlos und unspektakulär, zu unrecht wie ich meine. Zum einen überlebte er all seine Gegner, was an sich nicht so rühmenswert ist, ihm aber ermöglichte das Erbe seines Bruders ALBRECHT, nach dessen Tod 1463, in Oberösterreich anzutreten. „ Des RÖMISCHEN REICHES ERZSCHLAFMÜTZE“, residierte in Graz, Linz, Wr. Neustadt und in Wien nur widerwillig. Wiener Neustadt verdankt ihm die Burg ( wo heute die, von Maria Theresia erbaute, Militärakademie steht ). Sein Sendungsbewusstsein für das HAUS HABSBURG war echt und tiefgreifend: seinen Sohn MAXIMILIAN den ERSTEN ( „ der letzte Ritter“ ) verheiratete er mit der Tochter Karls des Kühnen von Burgund, MARIA und erwarb 1482 die reichen Niederlande. „ Mögen andere Krieg führen, du glückliches Österreich heirate“, wurde zum Motto der Dynastie. Auch sein AEIOU, an vielen Stellen seiner Residenzen und Manuskripten angebracht, gibt Rätsel auf: einigen wir uns auf „ Alles Erdreich ist Österreich Untertan“. Klingt doch optimistisch. In Linz aufhältig, stirbt er 1483 nach einer Unterschenkelamputation. Angeblich ließ er bei all seinen Reisen stets seinen Sarg mitführen, womit die Linzer Tischler eine Arbeit weniger hatten.
Matthias Corvinus, besuchte nach seiner Krönung die südlichen Gegenden seines Reiches: Szegedin, Belgrad und auch Temesvar, den Familienpalast der Hunyady. Danach berief er einen Reichstag nach Szegedin und stockte sein Heer auf 5O.OOO Mann und die „ schwarze Legion“, 6OOO Mann, als königliche Kerntruppe.
1463 Einfall der Türken in Syrmien, das ung. Heer lagert in Futok (Batschka), greift von hier die Türken an und vertreibt sie nach Serbien. Viele Serben schließen sich den Ungarn an, unter der Führung des Stevan Brankovic, und der König siedelt sie in der Temeser Gegend an ( Keve und Horom), genannt Janopol unter ihrem Despoten Jovan Gregorovic.
1464 zweiter Bosnischer Feldzug, danach in BACS strenges Gericht über jene Krieger, die im Lager Zvornik eine Meuterei angezettelt haben. Die Rädelsführer büßten mit dem Leben. 1478 Paul Kinisy, Befehlshaber und Graf von Temesvar( ung. Hekules).
1479 Alibeg, Pascha von Semendria überfällt mit 4O.OOO Mann Siebenbürgen, dessen Woiwode Bathory bei Szaszvaros das siebenbürgische Heer versammelte und zusammen mit Kinisy sich dem Kampf stellte und siegte. In dieser Zeit kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen auch der serbische Despot Vuk Brankovic verwickelt war. Er war der zweite Despot der Serben in Ungarn, eine Würde im Range der Reichskrone. Seine Residenz war Slankamen an der Donau im Frankengebirge – der Fruska Gora. Enthusiastisch nannten ihn seine Krieger, seiner Tapferkeit wegen, ZMAJ (der Drache). Er starb 1485. Kinisy rückte mit seinem Heer längs der Morava bis Krusevac und führte 5O.OOO Serben und 1OOO Türken als Pflanzvölker nach Ungarn und siedelt sie in der Gegend von Temesvar an.
1482 Streifzug des Paschas von Semendria in das Banat, wird von Peter Doczy und Vuk Brankovic auf dem Betschkereker Felde vernichtend geschlagen und die reiche Beute an den König in seinem Lager bei Hainburg gesandt. 1483 Waffenstillstand zwischen dem König und Bajezid II. für fünf Jahre, der 1488 auf weitere fünf Jahre verlängert wird. In dieser Zeit leichte wirtschaftliche Verbesserung durch Kinisy.
Am 6.April 149O stirbt MATTHIAS, von den Ungarn „ als größter König seiner Zeit“ auch heute noch verehrt. Objektiv betrachtet konnte auch er nicht die Rechte des Bauern – und Mittelstandes gegenüber dem Adel und Kleinadel durchsetzten. Zwar gelang ihm der Umbau des Steuersystems und die Förderung des Komitatsadels, dessen Vertreter in achtzig Gespanschaften gewählt wurden, was ihm eine gewisse Hausmacht sicherte. Er zog die Steuerschraube an, gab Unsummen für seine Hofhaltung aus, umgab sich mit Künstlern aus Italien und seine Sammlungen enthielten Gemälde, Plastiken, Goldschmiedearbeiten. Rund zwanzig Architekten, die besten seiner Zeit, haben in den Residenzen in Visegrad und Buda sowie auch nach der Eroberung auch in Wien Gärten und Teiche angelegt. „Seine Paläste dürften, was ihren Pomp anbelangt, kaum hinter dem Luxus der Römer zurückstehen“, bemerkt Bonfini, italienischer Hofhistoriker. Als er sich 1476 in zweiter Ehe mit Beatrice, der Tochter König Ferdinands von Neapel, vermählte, öffnete sich Ungarn der italienischen Renaissance. Was ihm seine Zeitgenossen negativ ankreideten und was nicht ohne Folgen blieb, war die Tatsache, dass seine zwei Ehen kinderlos blieben. Daher versuchte er seinen illegitimen Sohn Johannes Corvinus als Nachfolger aufzubauen. Dieser Plan schlug mit seinem Tod fehl.
Seinen Tod nutzten die Magnaten – wie könnte es anders sein – zu Intrigen und Machtkämpfen auf der Suche nach einem neuen König. Er sollte nicht zu stark sein, wie z.B. der deutsche König und späterer Kaiser Maximilian und so einigte man sich auf Wladislaw II. König von Böhmen. Mit ihm hatten sie den König „ dessen Zöpfe man in den Fäusten halten kann“. Er bekam den Beinamen „ Dobre“, was soviel heißt wie „ ist schon gut“.
In diese Zeit fällt der angestrengte Kreuzzug, der schließlich zu einem schrecklichen Bauernaufstand führte. Die von Franziskanermönchen angeworbenen Bauern, einmal bewaffnet und sich ihrer zahlenmäßigen Stärke bewusst geworden, nützten die Gelegenheit zu eigenen Zwecken und wandten sich gegen die Adligen und Großgrundbesitzer. Zu ihrem Anführer wählten sie den tapferen szeklerischen Offizier György DOZSA.
Sie stürmten Burgen, raubten und mordeten. Erst nach monatelangen Kämpfen, vor allem im Banat und Siebenbürgen, vermochte Bathory, Graf von Temes und Johann Zapolya, Woiwode in Siebenbürgen, den Aufstand grausam niederschlagen. Im Lager der Aufständischen fand man neben den geraubten Schätzen auch eine große Anzahl von Frauen und Kindern vor, die sich vor der Vergeltung der Adligen schützen wollten. Auch diese Unschuldigen verschonte die Wut der Sieger nicht. Sie wurden niedergemetzelt und ein Teil büßte mit dem Hungertod für das Verbrechen ihrer Gatten und Väter. Auf Zapolyas Befehl wurde ein Thron, eine Krone und ein Zepter aus Eisen geschmiedet und Dozsa musste auf dem glühenden Thron, mit der glühenden Krone auf dem Haupt und das glühende Zepter in der Hand, Platz nehmen und dort ausharren bis die ausgehungerten Gefangenen gezwungenermaßen von seinen gebratenen Gliedern das Fleisch aßen. Kein Laut des Schmerzes kam über seine Lippen; nur als die Zähne seiner Krieger an ihm nagten, sagte er bitter: „ Ich habe mir nicht Krieger, sondern Hunde großgezogen“. ( die traurige Handlung soll in Temesvar, Elisabethstadt, Ecke der Dozsagasse stattgefunden haben, wo sich heute eine Marienstatue befindet).
Die Konsequenz aus diesem Aufstand – Bauernaufstand genannt – ließ nicht lange auf sich warten. Zur vollständigen Unterdrückung des Aufstandes legte man auf einem Reichstag in Ofen fest, dass die Rebellen den Schaden der Adligen zu ersetzen haben, für die Ermordeten Blutgeld und auch dem König Bußgeld zu zahlen haben. Weiter wurden die Bauern des freien Zugrechtes verlustig erklärt, der leibeigenen ewigen Knechtschaft unterworfen. Er war, wie das Schlachtvieh, als Herreneigentum an den Boden seines Herren gebunden. Mit welchem Gefühl dieser Leibeigene in die ständig gewärtige Schlacht gegen die Türken zog, ist leicht vorstellbar. „Er musste für seine Unterdrücker kämpfen, und oft sah er im Feinde einen willkommenen Boten zur Abschüttelung der Knechtschaft“, schreibt ein Chronist.
Die Türken im Banat
1516 Tod Wladislaws, Ludwig der Knabe sein Nachfolger, Wirren im Reich, die Kassen leer, das Heer geschwächt, Magnaten prassten und in der Türkei kommt SULEIMAN der PRÄCHTIGE an die Macht, der die ausständigen Tributzahlungen einfordert, die aber nicht erfolgen, was als Kriegsgrund gilt. 8.Juli 1521 Einnahme von Schabatz ( Brücke über die Save), Semlin, Syrmien, von Belgrad über die Donau Pantschowa, fast ohne Widerstand Einnahme der Temescher Komitate. Der Fall der Festung Belgrad am 29. August 1521 besiegelte das Schicksal Ungarns für die folgenden 167 Jahre.
Zwist zwischen König Ludwig II. und Erzherzog Ferdinand, dem Bruder Kaiser Karls V., sowie dem Woiwoden Siebenbürgens Zapolya, Letzterer erhebt Anspruch auf die Krone und greift mit seinem Heer von 40.000 Mann, bei der Schlacht bei MOHACS , am 29. August 1526, nicht ein. Die Schlacht geht verloren, der König fällt und die Krone geht an Ferdinand, den Schwager Ludwigs. Das Haus Habsburg ist ab diesem Zeitpunkt Herr über Ungarn. Der schmollende Zapolya wendet sich an die Türken, die ihm Siebenbürgen und das heutige Banat überließen und als Vasallen-König einsetzten. Nach Zapolyas Tod, kommt es zu Erbstreitigkeiten zwischen König Ferdinand und dem Sultan, mit dem Ergebnis, dass das Banat zu einem SANDSCHAK ( türk. Provinz) wurde.
Immer wieder kommt es zu kleineren Aufständen gegen die Türken, wie z.B. in Betschkerek, Temeswar, wo sich Stephan Lossontcy besonders auszeichnete. Diese wurden aber im Keime erstickt. Das Banat blieb bis 1718 in türkischer Hand, wobei die Versuche es zurück zu erobern nicht nur fehlschlugen, sondern dienten vielmehr dazu, die hier wohnenden Christen noch mehr dem Hasse und der Verfolgung der Türken auszusetzen.
Sigismund, Sohn Zapolyas, wird mit Hilfe der Türken zum König von Ungarn gewählt. Er kämpfte gegen seine eigenen Landsleute, die sich da und dort erhoben. „Unsäglich war das Elend, welches Johann Sigismund über Ungarn und besonders über dessen südliche Gegend gebracht, ohne dadurch seinen Zweck, die Krone von Ungarn, erreicht zu haben“, schreibt ein Chronist. Nach seinem Tod, 1571, wählen die Stände Siebenbürgens, Stephan BATHORY zum Fürsten. 1576 nahm er die Krone von Polen an und überließ die Verwaltung der Woiwodschaft seinem Bruder Christoph, der bereits 1580 starb. Sein ihm nachfolgender Sohn Sigismund, war der erste, welcher nicht in dem türkischen Sultan, sondern dem römischen Kaiser und König RUDOLF seinen natürlichen Bundesgenossen erkannte und daher auf jede Weise bemüht war, die Macht der Türken, besonders in unserer Gegend zu schwächen.
Sigismund Bathory, übernimmt die Führung des „ Aufstandes im Banat“. Serben, Rumänen, Bulgaren unter dem Lugoscher Ban Palatitsch, erheben sich gegen die Türken, erobern große Teile des südlichen Banats, Werschetz wird besetzt, Pantschowa ist heiß umkämpft, das Betschkereker Schloß erobert. Die in den Betschkereker Sümpfen, entlang der Bega, lebenden Serben durchstreiften die Gegend, verheerten und verwüsteten alles. Der Pascha von Temeswar zieht mit 25.000 Mann gegen die Aufständischen und wird zurück geschlagen.
Bathory und Stefan Josika, dessen Kanzler, belagert Okt. und Nov. 1597
Temeswar, vergeblich. Der unaufhörliche Regen und die Sümpfe machten ein Vordringen unmöglich und zwangen zum Rückzug.
Während dieser Zeit diente das Banat als Übergangspunkt für die zahlreichen Truppen, die der Sultan nach den westlichen und nördlichen Gegenden Ungarns sandte. Diese stießen schließlich Ende August 1683 bis Wien vor. Hier kommt es am 12. September 1683 zur entscheidenden Schlacht, die mit einer verheerenden Niederlage der Osmanen, unter ihrem Großwesir KARA MUSTAFA, endete. Letzterer wird in Belgrad, im Auftrag des Sultans, mit einer seidenen Schnur erdrosselt und der abgehackte Schädel in einer Schatulle nach Istanbul verbracht.
Ofen, Fünfkirchen, Szegedin wird zurückerobert. Ganz entscheidend die Schlacht bei MOHACS, 12.August 1687, für die Rückeroberung des Banats. Karl von LOTHRINGEN zieht von hier Richtung Siebenbürgen, wo er CARAFFA zum Statthalter ernennt. Über die Befeiung des Banats gab es zweierlei Ansichten. Während man auf der einen Seite einen direkten Einmarsch plante, erwog die andere Seite eine Verlagerung der Kämpfe in die Bulgarei, „wodurch die im Banate befindlichen Türken von selbst zur Übergabe gezwungen wären.“ Auch der Kaiser LEOPOLD stimmte Letzterem zu und so setzte das kaiserliche und deutsche Heer unter der Führung des Kurfürsten MAX EMANUEL am 7.August 1688 über die Save und begann am 12. die Belagerung BELGRADS. Am 6. September fällt die Festung. Prinz Eugen schlug sich hier tapfer, allerdings in untergeordneter Stellung. Markgraf LUDWIG von BADEN dringt in Bosnien und Serbien ein, erobert Nisch, Kosovo, Sofia. Bei dieser Gelegenheit schloss der Erzbischof von IPEK, ARSEN CERNOJEVIC ein Bündnis mit dem Kaiser und bat um Aufnahme für 30.000 serbische Familien in sein Reich. Diese ließen sich anfangs in Syrmien und Slavonien nieder; ein Teil von ihnen überschritt die Drau, zog dann am rechten Theißufer entlang und siedelte sich in Zenta, Obecse, Kanischa ect. an, da das jenseitige Ufer, das Torontaler Komitat im Banat, noch von Türken besetzt war. Erst nach der Zurückdrängung der Türken auch aus diesem Teil, kamen sie auch in das Banat, wo ihre Nachkommen bis auf den heutigen Tag leben. „Sie kamen nicht als Vertriebene oder Flüchtlinge, sondern als ansässige und vermögende Leute, zumeist deswegen, um nicht von Türken in der freien Ausübung ihrer Religion gestört zu werden. Diese nebst anderen Privilegien wurden ihnen auch durch ein Hofdekret vom 11. Dezember 1690 zugestanden.“
„ Sie erhielten das Recht, sich einen Erzbischof aus ihrer Nation frei zu erwählen, dem alle Rascier(Serben) in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten Untertan sein sollen; auch erhielten sie am 24.März 1691 die Erlaubnis, für die dem Kaiser dienenden serbischen Soldaten einen Vizevojvoden als Anführer zu wählen. Diesen war nur zu bald Gelegenheit geboten, ihre Treue und Tapferkeit zu beweisen.“ Dies ist in einem Bericht des Hofkriegsrates in Wien nachzulesen.
Köprili Pascha überschritt im Frühjahr 1690 die Save, wo sich ihm Ludwig von Baden in Slankamen entgegenstellte und ihn vernichtend schlug. Da der Kaiser – Leopold- zu diesem Zeitpunkt im Westen in einen Krieg mit Frankreich verwickelt war – diese konspirierten mit den Türken – konnte nicht die ganze Streitmacht gegen die Türken zur Verfügung stehen. Der Versuch Sultan Mustafa II. von Belgrad aus nach Ungarn vorzustoßen, war der Anstoß, dass der Kaiser in Wien an die Bildung einer ebenbürtigen Armee dachte. FRIEDRICH AUGUST der STARKE, Kurfürst von Sachsen wurde mit dem Oberbefehl betraut. Von ihm hieß es, „er sei ein Trinker und von so großer körperlicher Kraft gewesen, dass er einstens bei Tische einen großen silbernen Teller wie Papier zusammen gebogen. Aber seine geistigen Fähigkeiten und besonders sein Feldherrntalent waren ziemlich gering.“
Mit 60.000 Mann trifft er 1695 in Peterwardein ein, von wo er die Festung Temeswar erobern sollte, den wichtigsten Punkt im südlichen Ungarn, doch der Sultan kam ihm zuvor. Der Versuch des Kurfürsten gegen Temesvar vorzurücken - er übersetzte die Theiß bei Becej – misslang; in den bodenlosen Morästen um Kikinda und Beodra gab es kein Weiterkommen, so dass er umkehrte. Weitere Versuche im drauffolgenden Jahr scheiterten, auch wenn es gelang bis Temeswar vorzurücken, dieses zu belagern, die aber dort stattfindende Schlacht endete mit einer vernichtenden Niederlage für die Kaiserlichen. In Wien herrschte große Unzufriedenheit, zumal man die Schuld dem Oberbefehlshaber zuschob, was ja auch offensichtlich war, „ denn dieser wusste sich weder die Achtung seiner Generale, noch die Liebe der Soldaten erwerben. Erstere sahen mit Geringschätzung auf ihn, da er von der Kriegsführung gar wenig verstand, und die Verwirrung, welche in seinen Anordnungen herrschte, alle bisherigen Misserfolge verursacht hatte“. Um den Kurfürsten nicht zu brüskieren – schließlich handelte es sich um den künftigen König von Sachsen und Polen – entschied man in Wien ihm einen Ratgeber zur Seite zu stellen. Die Wahl fiel auf den kampfbewährten Prinzen EUGEN von SAVOYEN. „ Er wisse niemand zu nennen, der mehr Verstand, Erfahrung, Fleiß und Eifer für des Kaisers Dienst, der eine großmütigere und uneigennützige Gesinnung, der die Liebe der Soldaten in höherem Grade besitze als der Prinz“ – war die Aussage des Präsidenten des Hofkriegsrates. 1697 wird der Prinz – damals in seinem 34. Lebensjahr – an die Spitze des Heeres gestellt. Dieses lagert bei Peterwardein, während Mustafa die Donau passierte, Richtung Szegedin marschiert, mit der Absicht Siebenbürgen einzunehmen.
Durch eine List gelingt es dem Prinzen mit seiner Armee die Türken bei ZENTA zu überraschen, sie vor Sonnenuntergang anzugreifen und die Schlacht für sich zu entscheiden. Der Versuch des türkischen Heeres das jenseitige Theißufer zu erreichen, gelang nur mit großen Verlusten. Auf der niedrigstehenden Theiß bildeten sich Sandbänke, von wo aus die Kaiserlichen, unter Starhemberg, auch eingreifen konnten. Es war dies der 11.September 1697, einer der bedeutendsten Siege des Prinzen.
An diesen glänzenden Sieg knüpften sich natürlich verschiedene Volkssagen in der Umgebung von Zenta und Csanad. So soll die „Eugeninsel“ bei Zenta aus den vielen Leichen der gefallenen Türken entstanden sein. Und der sogenannte „ Wujanahügel“ am linken Theißufer im Torontaler Komitat ( Banat) soll folgende Enstehung haben:
Als Mustafa sah, dass die Schlacht unrettbar verloren sei, habe er seine Lieblingsfrau Wujana niedergestochen, indem er ausrief: „ Lieber mögest du wie dort die untergehende Sonne erbleichen, als den Christenheiden in die Hände fallen.“
Alle vorübergehenden Soldaten warfen eine Handvoll Erde auf den Leichnam und so entstand der Hügel. Soweit die Sage.
Der Friede von Karlowitz, 26. Jänner 1699
Der größere Teil des Banats blieb den Türken, der nordöstliche und westliche ( Becej, Betschkerek, Kanjischa) fiel an den Kaiser , ebenso der nördliche Teil Serbiens. Gerade mal 5 Monate währte dieser: Ende Juli überquerte der Pascha die Save und setzte sich in Richtung Peterwardein in Bewegung, traf hier auf das Heer des Prinzen Eugen und wurde vernichtend geschlagen ( 9. Juli 1716). Zur Erinnerung daran erbaute man eine Wallfahrtskirche MARIASCHNEE, die bis auf den heutigen Tag besucht werden kann.
26.August 1716 langte der Prinz mit seinem Hauptheer vor Temeswar an. Die Stadt hatte damals ein ganz anderes Aussehen : der großen Palanka oder Vorstadt, nördlich der inneren Stadt, dem Schlosse und der kleinen Palanka südlich. Die Festung war sehr durch die Natur, durch unzählige Moräste geschützt, obwohl sie auch mit starkem Mauerwerk und nach außen hin mit eichenen Pfählen von 18 Zoll im Durchmesser versehen war. Eugen griff von Norden an, der großen Palanka, nahm das Lusthaus – in dem der Pascha wohnte und heute als Präsidentengarten bekannt ist – beschoss mit 18 Kanonen die Festung.
Ein Entsatzheer der Türken versuchte die Belagerer von Süden anzugreifen, wurde aber erfolgreich abgewehrt und am 12. Oktober 1716
Wehte die weiße Fahne; „ allen Türken samt ihren Weibern und Kindern wurde freier Abzug gewährt; die türkische Besatzung soll mit ihren Waffen, Fahnen und unter klingendem Spiel abziehen, nur die Geschütze und sämtliche Kriegsgeräte seien zurückzulassen. Den in Temeswar ansässigen Rumänen, Raitzen, Armeniern, Juden usw. wurde freigestellt, daselbst zu verbleiben oder aber wegzuziehen. Am 18. Oktober zog Eugen als Sieger in die Stadt.“ Franz Griselini, ein venezianischer Gelehrter, wurde der erste Geschichtsschreiber dieser Provinz. Er stand in kaiserlichen Diensten und sein heute sehr selten gewordenes Werk über das Banat, das er 1780 veröffentlichte, wurde auf Anregung Kaiser Josefs geschrieben. „ Da hörte man im ganzen Lande keinen Ton eines singenden Vogels, weder der aufwirbelnden Lerche noch der buschbewohnenden sanften Nachtigall – doch dafür krächzten Elstern und Raben, und mit diesen wechselten zur Nachtzeit die Trauerlieder der Uhus und Eulen ab. Sumpfvögel, Adler, Wildgänse schwebten in Scharen über den Morästen, aus denen sich giftige Mückenschwärme erhoben, über die kümmerlichen Herden herfielen und sie töteten. Von den Urbewohnern hatten sich im höher gelegenen Osten die Rumänen behauptet, im Westen die Serben, entlang der Theiß und Donau.“ ( Griselini).
14.Mai 1717 nahm Prinz Eugen Abschied vom Kaiser, von dem er Instruktionen, für sein weiteres Vorgehen im eroberten Land, entgegen nahm.
„ Am 21. Mai 1717 traf Eugen in Futok ein, bereiste hierauf mit Mercy das Banat und besah sich besonders die Gegend an der Donau, um darüber mit sich einig werden, ob er über diesen Fluss oder über die Save den Übergang bewerkstelligen solle. Aus verschiedenen Gründen entschloss er sich, die Donau, und zwar bei Pancsova zu übersetzen. Am 27. Mai kehrte er nach Peterwardein zurück und nachdem sich sein Heer zusammen gezogen hatte, brach er am 9. Juni von hier auf und lagerte in der großen Ebene, welche sich von Betschkerek bis Pancsova erstreckt. Nachdem die notwendigen Brücken über die Donau geschlagen wurden, nahm am 15. Juni der Übergang seinen Anfang und wurde am 16. vollendet. Am 18. begann die Belagerung, die Schlacht erfolgte am 16. August, am folgenden Tag ergab sich die Stadt, am 18. August 1717 FRIEDENSVERTRAG von PASSAROWITZ ( Pozarevac, Nordserbien) unterzeichnet.“(Bericht an den Hofkriegsrat).
Laut diesem Vertrag kam Temeswar samt dem gesamten Banat und Belgrad mit den nördlichen Teilen von Serbien an den Kaiser.
Adam Müller=Guttenbrunn, in seinem Buch „ Deutsche Sorgen in Ungarn“: „ So fand, wie von Griselini beschrieben, Herzog Karl von Lothringen als erster Besieger der Türken dieses Land, so fand es Prinz Eugen, der es endgültig dem Kaiser Karl VI. sicherte. Prinz Eugen übergab das eroberte Zentrum des Banats, Temeswar, dieser ungastlichen Wüste an Feldzeugmeister Grafen Klaus Florimund Mercy.“
Unter seinem friedlichen Oberkommando sollte die entvölkerte Provinz wieder für Menschen bewohnbar gemacht werden. Eine Riesenaufgabe. Aber Graf Mercy hat sie gelöst. Er wendete zwanzig Lebensjahre und die Arbeitskraft von tausenden Soldaten daran, damit das werden konnte, was geworden ist, und seine Nachfolger unter Maria Theresia und Josef II. führten das von ihm begonnene Werk in einem weiteren halben Jahrhundert zur Blüte empor. Es wurden zur Entsumpfung schiffbare Kanäle gebaut, Städte angelegt und hundert Dörfer mit großen Ländereien ausgemessen, man schuf Hochwasserdämme und zahlreiche andere Kulturwerke, Und alsbald ergeht der Ruf des Kaisers in die Lande. Weithin dringt seine Stimme, alle Völker Europas hören sie, und sie sind alle willkommen zur Besiedlung einer Provinz, in der herrlicher, nie bebauter Urweltboden an mutige zu vergeben ist. Und es kommen Deutsche aus allen Gauen des Heiligen Römischen Reiches, Griechen und Bulgaren aus Mazedonien, Franzosen und französische Deutsche aus Lothringen und dem Elsaß, Schwaben aus der Pfalz und vom Rhein, Italiener, spanische Juden und Vollblut-Spanier aus der Biscaya, die ihre Niederlassung Neu-Barcelona nennen. Aber die erste Aussaat gedeiht nicht. Überall lauert der schwarze Tod, die Pest, mäht die Ansiedler nieder, die Wölfe und Bären fressen ihre Herden; auch die Janitscharen kommen wieder, die türkischen Räuber unter ihrem Anführer Haram Pascha plündern die jungen Dörfer, und was nicht untergeht, ergreift voll Grausen die Flucht. Ungezügelte Hochwässer vollenden die Verwüstung. Aber immer wieder wird das Werk von vorne begonnen und die Deutschen erweisen sich als die zähesten, die Schwaben ertragen das mörderische Klima und alle Unbilden dieses Kampfes ums Dasein am besten. Zuletzt werden nur Schwaben genommen und sie kamen in Scharen.
Auf Auswanderungsschiffen, den Ulmer Schachteln, zogen sie von Ulm, Regensburg und Passau die Donau herab. Dort erhielten sie die erste Hälfte des Zehrgeldes von der kaiserlichen Agentur ausbezahlt, das ihnen war zugesichert worden, in Wien die zweite. Hier mussten sie Aufenthalt nehmen, bis ihre Siedlungsangelegenheiten in Ordnung gebracht waren durch die kaiserliche Hofkammer. Beamte nahmen sie in Empfang, im „Passauer Hof“, im „ Regensburger Hof“ und anderen Einkehrgasthäuser wurden sie einquartiert, die Stadt wurde ihnen gezeigt und wenn es sich tun ließ, auch die Kaiserin Maria Theresia und ihren Sohn Josef II. So nahmen sie ein wärmeres Gefühl für das schöne Wien mit in die neue Heimat im fernen „Hungarn.
Denn dass das Banat zu Ungarn gehörte, das vergaß man nie. Auch in Wien nicht, und doch schien es länger als ein halbes Jahrhundert, als ob man andere Pläne mit dieser Provinz hätte. Sie wurde streng kaiserlich regiert und deutsch verwaltet. Schon im Jahr 1718 hatte Temeswar seinen deutschen Magistrat und es galt hier deutsches Städterecht. Aber Maria Theresia hatte sich eine Zusage abschmeicheln lassen und vom Jahr 1780 ab wurde das Banat und die angrenzende Batschka, deren Besiedlung nunmehr nahezu vollzogen war, allmählich wieder mit Ungarn vereinigt, mit Ausnahme der neugeschaffenen Militärgrenze. Die mittelalterliche Komitatsverwaltung wurde auch im Banat wieder eingeführt, man teilte das Land in drei Verwaltungsbezirke: Temesch, Torontal und Krascho wurden die Komitate des Banats genannt, und an Stelle des einen österreichischen Militärgouverneurs beherrschten das Land nun drei Obergespäne. Sie hatten ihren Sitz in Temeswar, Groß-Betschkerek und Lugosch. Sie achteten die guten Überlieferungen und hinderten die weitere Entwicklung der Kolonie auf keine Weise. Und diese gedieh ganz außerordentlich. Der Wohlstand wuchs und alles ringsum wurde germanisiert – die Obergespäne inbegriffen. Im ganzen Banat gab es keine Madjaren. Nur wer über einen der drei Flüsse kam, hörte die klangvollen Laute der ungarischen Sprache. Die Festung Temeswar aber pflegte ihren Zusammenhang mit Wien ganz besonders. Auch Ofen und Pest waren deutsche Städte. Die Madjaren lebten auf einem streng geschlossenen Sprachgebiet in 25 Komitaten, sein Hochadel war international geworden, der Kleinadel saß grollend, „verbauernd“ auf seinen Schlössern. Das Türkenjoch war durch die kaiserlichen und die deutschen Reichstruppen gänzlich abgeschüttelt worden, aber es dauerte fast ein Jahrhundert, bis die zweieinhalb Millionen Madjaren, die nach der Zeit der unseligen Bürgerkriege und hundertfünfzigjährigen Türkenherrschaft noch vorhanden waren, sich wieder wirtschaftlich und moralisch gefestigt hatten. Und um 1830 zählte man wieder 3.358000 Madjaren. Das Deutschtum wurde damals in ganz Ungarn auf 700.000 geschätzt. Noch war die sächsische Kolonie in Siebenbürgen neben den westungarischen Komitaten die stärkste deutsche Gesamtheit. Das Banat hatte noch keine eigene Physiognomie. Dass dort die „ Schwaben“ die Dukaten als Westenknöpfe trugen, war aber schon sprichwörtlich. Das Banat war aus einer versumpften und verseuchten Wildnis durch deutschen Fleiß die reiche Kornkammer Ungarns geworden.
Eine neue Welt war da erstanden. Auf uralte Siedlungen mit unerklärlichen Namen, die ausgestorben waren, wurden die frischen Reiser gepfropft, und zahlreiche neue Dörfer und Städte entstanden, die dynastische Anklänge in ihren Namen haben. Auch in die Siedlungen der Bulgaren ( Vinga, Kikinda ), der Franzosen ( Charleville, Lovrin, Sankt Hubert, Solteur ), der Italiener ( (Mercydorf ), der Spanier ( Neu-Barcelona, heute Groß-Betschkerek ) rücken Deutsche ein. Dörfer, wie Csatad (Lenauheim ), Perjamos, Facset, Rekasch, Uipecs,Gyertjamosch u. a. sind urschwäbische Niederlassungen geworden. Daneben entstehen Hatzfeld, Sackelhausen, Engelsbrunn, Schöndorf, Traunau, Heufeld, Marienfeld, Albrechtsflor, Blumental, Segenthau, Guttenbrunn, Neudorf, Wiesenhaid, Kreuzstetten, Liechtenwald, Neuhof, Mastort, Weißkirchen, Werschetz, Franzfeld, Kathreinfeld, Rudolfsgnad, Karlsdorf, Schowe, Billet, Detta, Apatin, Werbaß, Sigmundfeld, Klek, Laserfeld, Neusatz, Szabatka ( Maria Theresiopel ) und weitere fünfzig andere Dörfer im Banat und der Batschka, später auch in Slawonien, Syrmien und Bosnien. Italiener, Spanier sind gänzlich verschwunden, die Franzosen germanisiert.
Der Kaiser besiedelte zuerst das Banat, dann die Batschka mit Deutschen. Die Bischöfe, die mit großen Gütern bedachten Feldherren und viele Adelsgeschlechter aber besiedelten zum Teil schon früher als der Kaiser ihre Ländereien ebenfalls mit Schwaben. In all dieser Siedlungsarbeit fehlte der einheitliche Zug. Nur Graf Mercy im Banat hatte einen solchen. Er ließ zwischen je zwei Gemeinden immer eine anderssprachige bestehen, die aufgezehrt werden sollte. Sie wurde aber nur wirtschaftlich aufgezehrt, denn eine Rassenmischung gingen die deutschen Bauern nie ein. Die Eindeutschung gelang zum Teil, die der Aufsaugung konnte nicht gelingen, es blieben die verschiedenen Völker nebeneinander bestehen. Es gibt Beispiele dafür, dass in einer Gasse seit zweihundert Jahren die eine Seite von Deutschen und die andere von Serben oder Rumänen bewohnt werden.
Die Schwaben haben in ihrem Heißhunger nach „ Feld und Geld“ die Pflichten gegen sich selbst nie vergessen, sie lebten in ihrem bäuerlichen deutschen Kulturelemente, hatten gute Dorfschulen, die Söhne waren brave ungarische Soldaten, kehrten nicht selten als Unteroffiziere heim und übernahmen den Hof. Die Überzähligen, so sie es sich leisten konnten, studierten und wurden „herrisch“. Die weniger begüterten wurden Handwerker. Und gute „Ungarn“ waren sie ebenso selbstverständlich. Von den nationalen Bestrebungen der Madjaren hörten sie nur in den Städten, die lagen ihnen ganz fern.
Das Jahr 1848 überrumpelte sie völlig, sie wussten nicht wohin sie gehörten, ob zu den Kaiserlichen oder den Revolutionären. Sie verhielten sich neutral und wurden von beiden Seiten ausgenützt. Ihre Söhne dienten zum Teil beim Kaiser, zum größeren aber bei den Ungarn, und ihre hunderttausend Gespanne dienten bald da und bald dort. Sie schafften die vor Temeschwar endgültig geschlagene ungarische Honvedarmee über die Marosch zum Hauptheer des Görgei, der sich aber nicht mehr behaupten konnte. Die Kaiserlichen unter Haynau rückten an, auch Jellacic war mit den Kroaten unterwegs und von Siebenbürgen her kam das Hilfsheer der Russen. Und d i e s e n ergab sich Görgei kampflos. Damit verletzte er Haynau tödlich. Und man empfand den Stachel auch in Wien.
Die Niederschlagung der Revolution brachte dem Banat und der Batschka eine große Überraschung, es wurde neuerlich von Ungarn getrennt und mit einem Teil Slawoniens als serbische „ Wojwodina“ verwaltet. Der offizielle Titel hieß: „ Serbische Wojwodschaft und Temescher Banat“. Man fühlte sich in Wien den Südslawen so sehr zu Dank verpflichtet für ihre Mithilfe gegen die Ungarn. Die den Serben gewährte Selbstverwaltung weckte die Gefühle aller anderen Völker und die Rumänen und Slowaken forderten alsbald dasselbe. Auch die Schwaben meldeten sich, sie verlangten einen Grafen, so wie die Sachsen in Siebenbürgen. --- Die Wojwodina wurde schon nach zehn Jahren wieder aufgelöst, alle Wünsche der Nationalitäten blieben unerfüllt. Und doch war es für das Deutschtum bis zum Jahr 1867 die schönste und fruchtbarste Zeit. Temeschwar wurde Sitz für einen Regierungspräsidenten aus Wien und eines militärischen Gouverneurs. Die Stadt, die ursprünglich einen starken serbischen Einschlag hatte, wurde nun ein deutsches „ Klein Wien“, sie blühte neu auf. Es herrschte reges Leben, die Stadt wurde Verkehrs- und Handelsmittelpunkt. Es wurde in allen Zungen geredet, nur ungarisch hörte man selten. Die Stadt war deutsch.
1866 Niederlage der Kaiserlichen bei Königgrätz gegen Preußen. In der Folge „ Versöhnung“ des Kaisers mit Ungarn. Er ließ sich zum König von Ungarn krönen und umgab sich mit einem ungarischen Ministerium und Schritt für Schritt wurde von da an in ganz Ungarn der deutschen Kultur entgegen gearbeitet. 1867 der sogenannte „ Ausgleich“ zwischen Ungarn und Österreich, in der Folge das Nationalitätengesetz, welches den einzelnen Nationen (Slowaken, Serben, Deutschen und weiteren Minderheiten) volle Rechte einer selbständigen Entwicklung versprach, in der Praxis aber nicht einhielt. Man schuf den Begriff der unteilbaren „politischen Nation“, und alle Bewohner des Landes sollten „ Ungarn“ in diesem Sinne sein. Hoch-und Mittelschulen und später auch die Volksschulen wurden madjarisiert. Ortsnamen, Ortsverzeichnisse, Aufschriften, Urkunden, die Protokollsprache bei Gericht – alles ist nun ungarisch.
Und so ist denn überall ein Bruch in das deutsche Leben gekommen, namentlich in das der Intelligenz, und es wuchsen Geschlechter heran, die sich nicht als Deutsche fühlten, wenn sie auch noch deutsch sprachen. Interessant ist ein Artikel aus dem Jahre 1883, im ungarischen Regierungsblatt „ Nemzet“, über das Deutschtum in Ungarn : „Das ungarländische Deutschtum ist keine Nationalität. Seine Sprache ist noch überwiegend deutsch, aber sein Herz madjarisch. Nicht eine einzige Nervenfaser knüpft es an sein altes Vaterland. Es ist nicht nur mit seinem materiellen, sondern auch mit seinem geistigen Organismus in den madjarischen Boden hineingewachsen. Es ist Fleisch und Blut der madjarischen Nation.“
Dies galt nicht nur für die Deutschen, auch die anderen Völker, ob Kroaten, Slowaken, Rumänen, Juden oder Serben u.a., waren dieser Willkür ausgeliefert. In erster Linie betraf dies die gebildete Schicht. Sie nahmen, wollten sie avancieren, entweder ungarische Vornamen an oder verballhornten ihren Familiennamen und hängten ihm anstelle des „ic“ ein „s“ und in der Germanisierungsform das „ ich“ an, z.B. Adamovics-Adamovich. Am standfestesten verteidigten die Serben ihre Identität. Die Grenze zu Serbien und die Möglichkeit der Kommunikation und Indoktrinierung durch die serbische Propaganda, wird da wohl eine Rolle gespielt haben. Bei der Madjarisierung spielte auch die Kirche eine nicht unbedeutende Rolle: fiel in der Schule, durch seine Begabung, ein schwäbischer Bub auf, und war er aus einer kinderreichen und ärmeren Familie, empfahl der Pfarrer den Eltern ihn in das Priesterseminar oder in eine Kadettenschule zu schicken. Diese waren kostenlos und die Eltern waren im guten Glauben für das Kind das Beste zu tun. Die Kinder kamen nur in den Ferien nach Hause, sprachen das ganze Jahr über nur ungarisch und schämten sich schließlich ihrer Muttersprache und besonders ihres schwäbischen Dialektes. Zwei, besonders typische Fälle, kenne ich aus meiner Heimatgemeinde Rudolfsgnad: Henrik(Heinrich) Werth, Generalfeldmarschall, war der letzte Oberkommandierende der ungarischen Armee im zweiten Weltkrieg. Er hielt an seinem deutschen Namen fest, auch wenn man ihm den Vornamen Henrik verpasste und ihm den Adelstitel „ Vitez“ verlieh, blieb er eine Ausnahme. Der zweite Fall betrifft den Gendarmerie-Obersten Balthasar Kirchner, der sich aber als Boltizsar Rezsöhaza wohler fühlte.
Diese Entwicklung hielt bis zum ersten Weltkrieg in noch übersteigerter Form an.
VERTRAG von TRIANON, 4.6.1920: das östliche Banat und Siebenbürgen fällt an Rumänien ( worüber gesondert zu berichten sein wird ), ein kleiner Teil an Ungarn, Kroatien, der Hauptteil der Batschka, das westliche Banat und die Vojvodina an das neugegründete Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen.
Vor der Aufteilung des gesamten Banats auf das Königreich SHS, Rumänien und Ungarn, betrug die Zahl der Serben in diesem Gebiet nur 17%; die der Deutschen 28,5 % und der Rumänen 49 %. Durch die Errichtung von neuen serbischen Siedlungen auf einstigem Großgrundbesitz und anderen enteigneten Feldern sollte in unserem Teil des Banats nach dessen Einverleibung in den SHS – Staat der Prozentsatz der Serben erhöht und zur Mehrheit gebracht werden. Die Neusiedler waren ehemalige Freiwillige ( Dobrovoljci) im 1. Weltkrieg aus Südserbien, von einheimischen Serben „ Srbijanci“ genannt. Auch wurden alle staatlich relevanten Beamtenposten von diesen Zuwanderern zum größten Teil besetzt. ( Gemeindenotär, Bezirksrichter, Schulinspektor, Gendarmerie etc.)
Das nunmehr geschrumpfte jugoslawische und ab der Besetzung durch das Deutsche Reich, serbische Banat, hatte nach einer Volkszählung vom 29. Juni 1941, 571.306 Einwohner, die sich wie folgt zusammensetzten:
Serben 245.000 42,2 %
Deutsche 126.342 23,6 %
Magyaren 92.789 16,0 %
Rumänen 63.009 10,8 %
Slowaken 16.870 2,8 %
Kroaten 14.o99 2,5 %
Andere Slawen 2.317 0,3 %
Nichtslawen (Juden ) 9.993 1,6 %
Über die Geschichte des jugoslawischen Banats während des Königreiches, des deutsch – jugoslawischen Krieges, der Autonomie während der Besatzung durch das Deutsche Reich und die beim Einmarsch der Russen und Partisanen sich ereigneten Geschehnisse, soll an anderer Stelle berichtet werden.