Papst Benedikt XVI. bittet für die Donauschwaben Oberösterreichs um "Gottes beständigen Schutz und treues Geleit".

 

"Da hört man nicht viel davon!" ....

… so Papst Benedikt XVI. in unserem Gespräch über das unserer Volksgruppe nach Kriegsende zugefügte Leid und Unrecht.

In meiner Funktion als Landesobmann der Donauschwaben in Oberösterreich wurde ich am Samstag, dem 17.12. 2005 im Vatikan von Papst Benedikt XVI. in Privataudienz empfangen.

Diese Begegnung mit dem Heiligen Vater ist für unsere Volksgruppe von einer heute noch kaum abschätzbaren historischen Bedeutung. Es war das erste Treffen eines Donauschwäbischen Funktionärs, seit Papst Pius XII. am 17.12.1946 von Pfarrvikar Hans Grieser über die Gräueltaten der Tito-Partisanen an seinen Landsleuten unterrichtet wurde, der als Betroffener den Papst über das Schicksal der Menschen in den Tito-Vernichtungslagern informieren konnte.

„Dies gleicht einem kleinen Wunder“, meinte Seine Exzellenz, der Erzbischof von Freiburg, Dr. Zollitsch in einem E-Mail, und „es ist zweifellos eine Fügung, dass Sie den Heiligen Vater gerade am 17. Dezember, dem Jahrestag des Gesprächs von Pfarrvikar Hans Grieser mit Papst Pius XII. begegnen konnten“, schrieb er weiter.

Wie in unserem letzten Mitteilungsblatt berichtet, hatte sich die Landesleitung unserer Landsmannschaft im Zusammenhang mit dem geplanten Besuch des Heiligen Vaters in Serbien entschlossen, Papst Benedikt XVI. bei der Privataudienz anlässlich der Übergabe des Friedenslichtes am 17.12.2005, eine Petition mit der Bitte, auch Rudolfsgnad, „unser Auschwitz“, zu besuchen, zu überreichen.

Nachdem Landeshauptmann Dr. Pühringer erkannte, um welch bedeutungsvolle Aktivitäten für die Geschichte der Donauschwaben es sich hier handelt, hat er mir als Landesobmann eine persönliche Begegnung mit dem Heiligen Vater ermöglicht, damit die Bitte der Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich von deren Repräsentanten und selbst ehemaligem Inhaftierten persönlich vorgetragen werden konnte.

Als Landeshauptmann Dr. Pühringer mich bei der Audienz als „Landesobmann der Donauschwaben in Oberösterreich“ vorstellte, hat der Heilige Vater das Gespräch sogleich mit Hinweisen auf die damaligen Gräueltaten und mit Fragen über das Schicksal der unter die Tito-Herrschaft gekommenen Donauschwaben eröffnet. Ich berichtete ihm, dass alle nicht nach Russland verschleppte Frauen, sowie die Kinder und alte Menschen in Vernichtungslagern waren, wo rund 50.000 dieser erbarmungswürdigen Menschen elend zu Tode kamen, und dass ich selbst eben auch in einem dieser Konzentrationslagern war und vielleicht wie zehntausende betroffene Landsleuten Papst Pius XII. die Freiheit oder gar das Leben verdanke, denn Pius XII. hat heute auf den Tag genau vor 59 Jahren in einer Audienz von Pfarrvikar Grieser, dem die Flucht aus einem dieser Vernichtungslager 1946 gelungen war, von den Gräueltaten im damaligen Jugoslawien erfahren und sich daraufhin sofort mit den Vertretern der westlichen Siegermächte in Verbindung gesetzt. Etwa ab diesem Zeitpunkt ist es auch dann für uns in den Konzentrationslagern langsam besser geworden und man ist mit uns auch nicht mehr so brutal umgegangen, wenn wir bei Fluchtversuchen geschnappt wurden.

Jedenfalls hat sich der Heilige Vater über das Schicksal unserer Volksgruppe sehr gut informiert gezeigt und befremdet festgestellt, dass darüber in der Öffentlichkeit kaum berichtet wird.

Unsere Petition, mit der Bitte – so der geplante Besuch des Papstes in Serbien realisiert wird – Rudolfsgnad zu besuchen, hat er wohlwollend entgegen genommen und uns ermuntert, diesbezueglich weiterhin aktiv zu bleiben.

Mit diesem Besuch bei Papst Benedikt XVI. hoffen wir Donauschwaben, jenes Tor geöffnet zu haben, welches unserer Volksgruppe den ihr zustehenden Platz in der Geschichte sichert.

Wir können mit großer Genugtuung feststellen, dass wir in Papst Benedikt XVI. einen starken Verbündeten gefunden haben, der zur gegebenen Zeit und am richtigen Ort auch sicherlich seine Stimme im Sinne der historischen Wahrheit erheben wird.

Inzwischen erreichte mich Ende Jänner ein Schreiben aus dem Vatikan, in welchem mir mitgeteilt wurde, dass Seine Heiligkeit das Staatssekretariat beauftragt habe, unserer Landsmannschaft für die Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri aufrichtig zu danken und dass unsere gemeinsam von Dr. Georg Wildmann, Herrn Oskar Feldtänzer und mir vorgetragenen Hinweise und Ausführungen in unserem Schreiben und der ebenfalls überreichten „Information über den Leidensweg der Donauschwaben“ sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen worden sind.

Dieses Schreiben endet mit dem Schlusssatz, auf den alle Mitglieder der Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich stolz sein können und an den wir ruhigen Gewissens auch öfter denken dürfen.

„Von Herzen erbittet Seine Heiligkeit Ihnen und allen Mitgliedern der Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich Gottes beständigen Schutz und sein treues Geleit“.

Mit der Petition übergab ich dem Heiligen Vater auch unsere Chronik „60 Jahre Donauschwaben in Oberösterreich“, mit folgender Widmung:

 

Heiliger Vater

Zur Erinnerung an eine tüchtige Volksgruppe, der zu Unrecht großes Leid zugefügt wurde.

Rom,17.12.2005

 

Anton Ellmer, Landesobmann der Donauschwaben in Oberösterreich

 

Erwartungen in den Papstbesuch

 

Bekanntlich setzen wir hohe Erwartungen in diesen Besuch des Papstes, bietet er doch die Chance, die Weltöffentlichkeit von dem Völkermord an unserer Volksgruppe zu unterrichten.

Durch diese Reise und durch mein Gespräch mit dem Heiligen Vater eröffnet sich aber die Möglichkeit, zwei weitere wichtige Anliegen unserer Landesleitung einer positiven Erledigung zuzuführen. Auch um deren Lösung bemühen wir uns sehr.

A) Das wichtigste Anliegen bei meiner Audienz bei Papst Benedikt XVI. war:

Bitte besuchen Sie die Massengräber unserer Opfer in Rudolfsgnad!

Wie wir bereits in unserem Mitteilungsblatt im Dezember 2005 berichtet haben, hat der Präsident Serbiens, Boris Tadic, bei einer ihm gewährten Audienz im Vatikan Papst Benedikt XVI. in sein Land eingeladen. Der Papst hat sich bedankt und die Hoffnung geäußert, dass sein Besuch demnächst realisierbar werde.

Wie Kardinal Walter Kasper, der Vorsitzende des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der serbischen Zeitung „Vecerno Novosti“ in einem Interview vor einigen Monaten sagte, sei es derzeit schwer über das Datum des Besuches zu sprechen, weil diese Begegnungen intensiver Vorbereitungen bedürfen, wofür ein entsprechender zeitlicher Vorlauf benötigt werde. Der Kardinal bestätigte aber, dass er weiß, dass sich der Heilige Vater mit großer Freude mit dem Patriarchen Pavle treffen möchte.

Der Besuch wird also stattfinden, das dürfte feststehen, und weil wir in Hinblick auf diesen Besuch nach meiner Audienz mehrere vertrauliche Aktivitäten eingeleitet haben, werden wir Vorsorge treffen, dass unsere damit verbundenen Hoffnungen auch erfüllt werden können.

Wir haben bereits in unserem Mitteilungsblatt Nr. 1 / 2006 berichtet, dass ich als Zeitzeuge bei dieser Privataudienz dem Heiligen Vater über das unserer Volksgruppe nach Kriegsende zugefügte Leid und Unrecht berichten konnte. Die von mir bei dieser Gelegenheit überreichte Petition unserer Landesleitung, mit der Bitte, auch Rudolfsgnad, „unser Auschwitz“, zu besuchen, hat Papst Benedikt XVI. wohlwollend entgegen genommen und uns ermuntert, diesbezüglich weiterhin aktiv zu bleiben.

Was wir auch tun. In Bezug auf diesen Besuch haben wir in der Zwischenzeit mehrere Maßnahmen eingeleitet, über die wir zur gegebenen Zeit informieren werden.

Herausgabe des Tagebuches von Pfarrer Wendelin Gruber

 

B) Ein zweites Anliegen war und ist nach wie vor:

Die Herausgabe des Tagebuches von Pfarrer Wendelin Gruber.

Pfarrer Wendelin Gruber unternahm als erster Donauschwabe den Versuch, Vertreter der Weltöffentlichkeit auf das Schicksal der internierten Jugoslawiendeutschen aufmerksam zu machen. Er wurde aber am 23. Juli 1947 verhaftet und am 6. Oktober 1948 zu 14 Jahren Kerker verurteilt. Seine tagebuchartigen Aufzeichnungen über die Zustände in den Lagern, die er dem päpstlichen Nuntius übermitteln wollte, dienten dem Gericht zur Anklage und Verurteilung wegen politischer Spionage. Nachdem dieses Tagebuch für den Vatikan bestimmt war, und heute, auch 60 Jahre später noch immer ohne Zugang in einem serbischen (wahrscheinlich Geheim-)Archiv liegt, bemühen wir uns auf verschiedenen Wegen um dessen Herausgabe, damit die Weltöffentlichkeit das erste und wohl auch einzige Mal einen authentischen und detaillierten Bericht über die tatsächlichen Zustände in den Vernichtungslagern erhält.

Dieses Tagebuch wäre ohne jede Frage eine Fundgrube für die Historiker – und hoffentlich auch für die Schulbehörden.

Pater Gruber wurde bekanntlich erst zu Weihnachten 1955 auf Intervention des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer aus der Haft entlassen.

Foto Pfarer Wendelin Gruber

 

Pater Wendelin GRUBER SJ – 60 Jahre im Priesterdienst

  •  geboren 1914 in Filipowa, Batschka
  •  1942 in Rom geweiht
  •  10 Jahre in den Kerkern von Titos - Kommunisten in Jugoslawien
  •  30 Jahre Missionar in Südamerika
  •  verstorben am 14. August 2002

 

 

 

C) Ein drittes Anliegen war und ist:

Der Bericht von Prof. Mons. Grieser an Papst Pius XII.

Zur Erinnerung: Nachdem es Pfarrer Wendelin Gruber nicht gelungen war, seine Aufzeichnungen dem Vatikan zu übermitteln, hatte die Welt auch weiterhin keine Ahnung, was an diesen Orten der Unmenschlichkeiten und des Grauens vor sich ging. Und zwar solange, bis es Religionsprofessor und Pfarrvikar Hans Grieser gelang, Papst Pius XII. in einer Privataudienz am 17. Dezember 1946 zu informieren – übrigens auf den Tag, ja sogar auf die Stunde, genau 49 Jahre vor meiner Audienz bei Papst Benedikt XVI. – Zufall oder Fügung? Dazu hatte er einen 20 Seiten umfassenden Bericht verfasst und dem Heiligen Vater übergeben.

Erst Pfarrer Wendelin Gruber erzielte damit den Durchbruch durch die Mauer des Schweigens Um eine Kopie dieses Berichtes bemühen wir uns ebenfalls sehr intensiv.