60 Jahre Donauschwaben in OÖ- am 23. Oktober 2004

 

Ein TAG des GEDENKENS, der DANKBARKEIT und FREUDE

von Dr. Georg Wildmann

 

Pontifikalamt als Einleitung zu unserem Festtag

Nachmittägliche Feststunde - "Wir danken Oberösterreich"

Donauschwäbische Künstlerausstellung mit Fotoschau im Ursulinenhof

 

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Pontifikalamt als Einleitung des Festtages

 

am 23. Oktober 2004 leitete die Landsmannschaft der Donauschwaben in Oberösterreich ihre Gedenkfeier „60 Jahre Donauschwaben in Oberösterreich“ mit einem Pontifikalamt ein.

Hauptzelebrant war unser donauschwäbischer Landsmann Dr. Robert Zollitsch (noch in Filipowa/ Batschka geboren), der bekanntlich 2003 zum Bischof geweiht und zum Erzbischof von Freiburg im Breisgau ernannt wurde. Unser Diözesanbischof Maximilian Aichern OSB unterbrach seine Visitation in Wels und feierte mit, zusammen mit den Konzelebranten Pfr. Walter Gottwald, Pfr. i.R. Herbert Kretschmer, Pfr. i.R. Peter Fischer, Dr. Karl-Heinz Braun, Prof. für Kirchengeschichte an der Theologischen Privatuniversität Linz (von donauschwäbischen Eltern aus Batsch-Sentiwan) und Msgr. Johannes Ehrenfellner, dem Pfarrer der St. Johanneskirche in Leonding-Hart.

 

Der Chor der St. Stephanskirche in Wels war unter seinem Dirigenten Wolfram Stelzer Mitgestalter des Gottesdienstes durch die hervorragende Wiedergabe der C-Dur-Messe für Chor, Solisten und Orchester von Franz Schubert.

 

Bischof Aichern begrüßte die donauschwäbischen Landsleute in herzlicher Form zu Beginn des feierlichen Hochamts. Die Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt. Seine Worte gedachten der Passion der Vertriebenen und würdigten ihren Glauben und ihre die neue Heimat bereichernde Lebensleistung. Es herrschte sofort eine wunderbare Stimmung, angeregt durch das schwungvollkräftige Eingangslied „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen“. Und es gab den großen Einzug, mit vielen Ministranten, Vortragskreuz aus der Heimat und Weihrauch und ein volles Presbyterium mit den Geistlichen, die sich den Donauschwaben besonders verbunden fühlen – die Johanneskirche wird sich lange daran erinnern.

 

Erzbischof Zollitsch sprach in seiner gedankenreichen Predigt über Heimat als dem Ort, an dem man sich nicht rechtfertigen muss, dass man da ist. „Die Treue und Verbundenheit zur alten Heimat hindert nicht daran, neu Wurzeln zu schlagen, neue Heimat zu finden und zu gestalten. Im Gegenteil, sie hilft dabei. Das habe ich selbst so erfahren und erlebt.“

 

Er sprach vom Sinn der Erinnerung an die Toten und deren Gedenkstätten; von der Dankbarkeit für die Kraft, die ersten Notjahre meistern und in einer freien Welt leben zu können. Er betonte die religiöse Herausforderung, die Europa durch die Hereinnahme der slawischen Völker in die EU erwächst – „Europa muss nun mit beiden Lungenflügeln atmen“ –.

 

Er würdigte auch den ersten slawischen Papst: „Johannes Paul II., der den doppelbödigen und sinnentleerten Kommunismus aus eigener Erfahrung kennt, wird zum Vordenker der Europäischen Osterweiterung, wird zum unermüdlichen Impulsgeber eines christlichen Europas“.

 

Schließlich gemahnte uns Zollitsch, den Mut aufzubringen, gegen alle Vertreibungen von heute die Stimme zu erheben. Und zum Schluss: „Bauen wir Europa als Kontinent der Hoffnung! Geben wir Europa eine Seele! Nutzen wir diese Chance! Machen wir in unserem Leben, in unserem Handeln, das Leben Jesu sichtbar, dann fällt unser Blick in Europa nicht zuerst auf die Finanzen und die vielen gesetzlichen Bestimmungen, sondern auf die Menschen. Europa braucht ein menschliches Gesicht.“

 

Die Kollekte wurde für soziale Bedürfnisse zweckgebundenen zugewiesen. Die Fürbitten, für unsere Sorgen und Anliegen an Gott gerichtet, sprachen die beiden Damen Anita Lehmann und Silvia de Carvalho-Ellmer.

Während der Kommunion gab das Orchester ein Werk von Johann Sebastian Bach wieder, Frau Sandra Milla, die Tochter unseres vormaligen Vereinskassiers Ernst Milla, spielte dabei das Violinsolo. Ihr virtuoser Vortrag versetzte wohl viele in eine verinnerlichte Verzückung. Das „Großer Gott, wir loben dich“ beschloss eine eindrucksvolle und wohl für viele von uns Donauschwaben in Oberösterreich unvergessen bleibende Feier.

 

"Wir danken Oberösterreich"

- das Motto der nachmittäglichen Feierstunde.

 

Nachmittägliche Feststunde unter dem Motto

„Wir danken Oberösterreich“

Die Feststunde am Nachmittag in der Kürnberghalle in Leonding-Hart besuchten 700 Donauschwaben und solche, die sich mit ihnen verbunden fühlen. Es gab als Beigabe eine Foto-Schau und – eine Seltenheit – eine kleine Ausstellung von Bildern und Werken donauschwäbischer Künstler, alles von Landsleuten in freiwilligem Einsatz arrangiert. So gewann der Festsaal Atmosphäre. Die Ehrengäste waren zahlreich.

 

Kirchlicherseits waren neben Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, auch Maximilian Mittendorfer (Generalvikar der Diözese Linz in Vertretung von Bischof Aichern).

 

Die politische Landesführung war in hochkarätiger Besetzung gekommen: Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, LAbg. Anna Eisenrauch (ÖVP, als Vertreterin der Ersten Präsidentin des OÖ-Landtages), Klubobmann Dr. Karl Frais (SPÖ), Dr. Ingrid Holzhammer (SPÖ, als Vertreterin des Bgm. von Linz), Dr. Helga Moser (FPÖ in Vertretung von Klubobmann Mag. Günther Steinkellner), ORF-Landesdirektor Dr. Helmut Obermayr, Dr. Peter Koits, Bgm. von Wels, die beiden Altbgm. von Wels Leopold Spitzer und Karl Bregartner, Gerhard Skiba, Bgm. von Braunau, Ilona Häupler (als Vertreterin des Bgm. von Ansfelden), Gerda Kickinger (als Vertreterin von Bgm. Kaspar) Dr. Herbert Sperl, Bgm. von Leonding und zugleich „Hausherr“. Ing Seidl, Bgm. von Traun nahm am Gottesdienst teil.

 

Von Wien waren Bundesobmann DI Rudolf Reimann und der Obmann des Schwabenvereins Ing. Josef Wagner angereist. Reg.-Rat Johann Schwarz (Obmann der Franztaler) war mit Mathias Wanko, dem Obmann der Donauschwaben Salzburgs gekommen, ebenso Ing. Martin May, prominenter Siebenbürger und landsmannschafts-politischer Aktivist sowie DI Dr. Bukowiecki von den Buchenlanddeutschen.

 

Den Einzug der Trachtengruppen und Fahnen, musikalisch durch die Siebenbürger Trachtenkapelle mit dem zündenden Prinz-Eugen-Marsch begleitet, verschönerten auch die Franztaler Marienmädchen in ihrem traditionellen Weiß.

 

Zwischen den Gruß- und Dankansprachen des Landesobmanns Ing. Anton Ellmer, des Landeshauptmanns von Oberösterreich Dr. Josef Pühringer, und dem Bürgermeister der Stadt Leonding, Dr. Herbert Sperl, traten die Trachtengruppen zum Tanz an, so die Franztaler, die Siebenbürger und die Donauschwäbische Volkstanzgruppe Linz-Pasching – alles beschwingt, farbenprächtig und gekonnt. Hans Himmelsbach entpuppte sich als Meister des Mundartgedichts. Der Chor des Kulturvereins Doppl-Hart sang die Banater Hymne, die bekanntlich auf die Melodie der englischen Hymne getextet ist.

 

Landesobmann Ing. Anton Ellmer und Bgm. Dr. Sperl begrüßten. Ellmer richtete als Landesobmann die Dankesworte im Namen der Donauschwaben an die Vertreter des Landes und jener Städte, wo heute zehntausende Donauschwaben und deren Nachkommen leben, aber auch an die Vertreter der Kirchen und aller Institutionen, die unseren Landsleuten die Sesshaftwerdung ermöglicht bzw. erleichtert haben, und bat sie, unseren in tiefstem Herzen empfundenen Dank entgegen zu nehmen.

An die Bevölkerung Oberösterreichs gerichtet sagte er u.a.: „Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, wir danken euch, dass ihr uns die neue Heimatfindung ermöglicht habt, mag es aufgrund der damaligen Situation in Einzelfällen auch nicht immer einfach gewesen sein“.

 

Landeshauptmann Dr. Pühringer bedankte sich im Namen des Landes Oberösterreich und führte aus:

„Sie sind nach Kriegsende tragende Säulen des Wiederaufbaues in unserem Land geworden. Eine Leistung, die uns auch heute noch zu DANK verpflichtet. An dem Tag, an dem Sie uns dafür den DANK abstatten, versichern wir Sie großer Wertschätzung und Anerkennung für Ihre Leistungen. Ich verneige mich mit großer Dankbarkeit vor den großen Leistungen, die die Donauschwaben in unserer Heimat in den letzten 60 Jahren erbracht haben“.

 

Die Frau unseres Landeshauptmannes ist die Tochter eines Flüchtlingspaares aus Ruma, Syrmien. In Oberösterreich wurden 40.000 in der alten Heimat geborene Donauschwaben heimisch.

 

Dr. Georg Wildmann hielt die Festrede. Er brachte eine ungeschminkte und wenig euphorische Analyse der gegenwärtigen Situation der Donauschwaben in der EU und vertrat im Anschluss an Erika Steinbach MdB, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen in Deutschland, die Leitlinie: Heilung des Vertreibungsverbrechens unter Absage an eine angemessene Entschädigung, da diese – nüchtern betrachtet – politisch in der EU der Gegenwart nicht mehr durchsetzbar erscheint. Auch meinte er, dass die bisherige Linie der Entschädigung in Ungarn, Rumänien und Kroatien genau in dieselbe Richtung weist: Annäherung und neue Anfreundung unter dem Angebot einen eher symbolischen materiellen Entschädigung.

 

Heilung liege, so meinte Wildmann, in erster Linie in der Erinnerungskultur: in der Möglichkeit, die Kultur und Geschichte der Donauschwaben in Museen und Kulturhäusern aufzubewahren, die man in den Vertreibungsländern errichten sollte, wohin man dann im Sinne des europäischen „Brückenbaus“ reisen und wo man den Dialog führen kann.

 

An die Politiker Österreichs appellierte er, die humanitäre Hilfe beizubehalten, und mehr als bisher Empathie zu üben, d.h. sich in das Empfinden und die Erinnerungsnöte der Betroffenen hineinzuversetzen und von daher zu handeln. So hätten die Heimatvertriebenen das Gefühl, ihre Opfer seien nur solche „zweiter Klasse“. Es gebe nämlich nur Gedenktage für die „Opfer des Faschismus“. Wo bleibe der Gedenktag „Für alle Opfer der Gewaltherrschaft“? Es war für manche Ohren keine bequeme Festrede. Nur schade, dass die Zeitungsreporter zum Zeitpunkt dieser Rede schon alle weggegangen waren ... Bgm. a.D. Robert Pill führte gewohnt souverän durch das Programm.

Die Feier endete mit der Landeshymne, dem „Hoamatland“.

 

 

Künstlerausstellung mit Fotoschau

 

Unsere Donauschwäbische Künstlerausstellung vermittelte in Verbindung mit der Fotoschau eindrucksvoll unsere Kultur und Geschichte

Beim großen Dankfest am 23. Oktober 2004 strahlten zur Festumrahmung die Werke von neun unserer donauschwäbischen Künstler, unsere einzigartige Kultur aus und weckten dort großes Interesse für die wertvollen Dokumentationen.

 

Vom 25. bis 30. Oktober konnte die im ansprechenden Rahmen des Landeskulturzentrums Ursulinenhof in Linz gezeigte Künstlerausstellung in Verbindung mit der Fotoschau von unserem Landsmann Georg Lang, ein beachtliches Besucherinteresse anziehen.

 

Von den vielen Anerkennungen dieser Besucher wollen wir eine dankbare Widmung aus dem Gästebuch der Ausstellung wiedergeben:

 

„Diese Erinnerung an die alte Heimat war schmerzhaft und trotzdem tröstlich. Wenn viele Menschen gleich fühlen, ist man geborgen. Die Wurzeln unserer Ahnen und der Lebensraum im Südosten erstand durch die gezeigten Bilder und die wunderschöne Ausstellung neu vor unseren inneren Augen.“

 

Damit wurden wir für unsere Aufbaumühe belohnt und das hochgesteckte Ziel einer Vergangenheitsdokumentation über die donauschwäbische Kunst erreicht. Die dort gezeigten einzigartigen Künstlerbilder sollen bei uns allen einen verantwortungsbewussten Denkanstoß auslösen:

 

In naher Zukunft werden wir als letzte Zeitzeugen von dieser Welt abtreten müssen. Künder von unserer schicksalsschweren Vergangenheit und unserer verschwundenen Kulturwelt werden die wertvollen Künstlernachweise sein, soweit solche in öffentlichen Museen mit historischen Dokumentationen in Archiven zugänglich sind. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer donauschwäbischen Ausstellung das Interesse für die Spurensuche aus unserer Vergangenheit geweckt haben.

Foto Ortmann mit Konschitzky 

 

Ausstellungsinitiator Erich Ortmann (rechts) mit Walther Konschitzky, Kulturreferent der Banater Schwaben, Deutschland, vor dem dramatischen Werk „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ von Julius Stürmer.

Dieser 90-jährige Künstler war einer unserer Ehrengäste beim Dankfest am 23.10. Er überstand in der ehemaligen UdSSR nördlich des Polarkreises ein Straflager von 10 Jahren.