Handarbeitskultur während und nach dem 2. Weltkrieg

Die Vertreibung der Donauschwaben aus ihrer Heimat hatte zur Folge, dass Handarbeiten jeglicher Art zurückgelassen werden mussten. Denn die Familien konnten natürlich nur das Wichtigste, was sie zum Überleben für die nächste Zeit brauchen würden, auf der Flucht mitnehmen. Viele mussten ihr Hab und Gut selbst tragen oder es war nur sehr wenig Platz auf den Fuhrwerken. Außerdem glaubten sie, nach Ende des Krieges wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Ein Teil der Geflüchteten kehrte auch wieder zurück, viele Vertriebene aber blieben in den Ländern, die ihnen Zuflucht gewährt hatten oder zogen weiter. Manche wanderten in die USA oder andere Überseestaaten aus.

In der alten Heimat kämpften die Daheimgebliebenen ums Überleben, denn das durchziehende russische Heer besetzten die Häuser. Vorräte waren sehr schnell verbraucht und so wurden die Häuser der Geflüchteten von den russischen Soldaten, aber auch durch Einheimische geplündert. Nicht nur Lebensmittel, sondern auch der Hausrat wurden für den eigenen Bedarf verwendet. Dadurch bekamen Textilien, Hausrat, Handarbeiten, Kleidung und Anderes neue Eigentümer. Doch unter den Gebliebenen waren auch Verwandte von Geflüchteten, die sich um das Zurückgelassene kümmerten. So wurden oft Bilder, Möbel, Wäsche, Handarbeiten und Hausrat in das eigene Haus gebracht, verwahrt und den Rückkehrern wieder zurückgegeben. Nach der Rückkehr der Vertriebenen in die alte Heimat fanden diese ihre Häuser enteignet und fremde Bewohner in ihrem ehemaligen Eigentum vor. Vieles (oft alles) war verloren. Ein neues Leben musste aufgebaut werden.

Zuerst musste das Notwendigste, was man zum Leben brauchte, durch harte Arbeit verdient werden. Erst als man sich einen gewissen Lebensstandard aufgebaut hatte, konnte wieder daran gedacht werden, die eigene Wohnung und die Bekleidung (speziell die Trachten) mit den erlernten Handarbeitstechniken aus wieder vorhandenen Rohstoffen herzustellen. Die alten Techniken wurden weiterhin in der Schule, doch vorwiegend in der Familie durch die Großmütter und Mütter an die Mädchen und jungen Frauen weitergegeben.

Zwischen 1960 und 1990 begann, bedingt durch die politische Situation (besonders in Rumänien), eine Auswanderungswelle in die Bundesrepublik Deutschland. Besonders junge Familien übersiedelten mit dem Hausrat in den Westen (manchmal konnten sie nur einen Koffer mit 20 kg mitnehmen). Daher ließen sie so „unwichtige Dinge“ wie Deckchen und Tischwäsche, Teppiche oder Wandbehänge sowie Bettwäsche und Vorhänge zurück. Manchmal wurde vor der Ausreise im Haus ein „Flohmarkt“ abgehalten und diese Dinge verkauft, oder es wurde an die zurückgebliebenen Verwandten verteilt. Dadurch blieb manches erhalten, aber vieles verschwand.

Viele, sehr schöne Handarbeiten konnten trotzdem mitgebracht werden und sind jetzt in den verschiedensten Museen und Heimatstuben zu bewundern.

 


 

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